Mit Bestürzung las ich den Artikel über die mutwillige Zerstörungen (Vandalismus) an der Schule in Stein, bei der Jugendliche einen Schaden von über 100.000 Franken verursachten. Diese Zerstörungswut ist erschütternd und wirft (wieder) wichtige Fragen auf: Wie können wir als Gesellschaft solche Taten verhindern? Und welche Rolle kann das Bildung dabei spielen? Fakt ist: Zu glauben, die Schule müsse für alles gerade stehen, ist falsch. «Erziehung» kann neben dem Bildungsauftrag nicht auch noch alleinige Sache der Schule sein. Die Verantwortung der Erziehenden muss gestärkt werden.
Ein vielversprechender und erprobter Lösungsansatz ist die Schaffung von Bildungslandschaften nach dem Konzept der "éducation21". Dieses Konzept geht über die reine Wissensvermittlung hinaus und zielt darauf ab, die persönliche, soziale und emotionale Entwicklung der Jugendlichen mit formeller und informeller Bildung zu fördern. Dies gelingt belegbar in bereits funktionierenden Bildungslandschaften, in welche alle möglichen Stakeholder in ein dichtes Netzwerk eingebunden sind: Schule, Erziehende, Kinder, Vereine, Organisationen, Einzelpersonen etc. welche Bildungsinhalte vermitteln können. Diese Netzwerke können gemeinsam viel anbieten und erreichen:
- Stärkung der sozialen Kompetenzen: Durch Programme, die Empathie, Konfliktlösung und respektvollen Umgang miteinander fördern, können Jugendliche lernen, ihre Emotionen und Handlungen besser zu steuern.
- Beteiligung der Jugendlichen: Die Einbindung der Schüler in Entscheidungen und Verantwortung über ihre Umgebung erhöht ihr Zugehörigkeitsgefühl und ihren Respekt vor gemeinschaftlichem Eigentum erhöhen.
- Kooperation mit Eltern und Gemeinde: Eine enge Zusammenarbeit zwischen Schulen, Eltern und lokalen Gemeinschaften schafft ein unterstützendes Netzwerk, das Jugendliche in ihrer Entwicklung begleitet und auffängt.
- Förderung von Freizeitangeboten: Altersgerechte, attraktive und sinnvolle Freizeitangebote können dazu beitragen, dass Jugendliche ihre Energie und Kreativität in positive Bahnen lenken.
- Bildung über digitale Medien: Da viele Jugendliche viel Zeit online verbringen, sollten Programme zur Medienkompetenz noch konkreter und zu den Auswirkungen von Vandalismus in den sozialen Netzwerken integriert werden.
- Individuelle Förderung: Schulen sollten in der Lage sein, auf individuelle Bedürfnisse und Herausforderungen der Schüler einzugehen, um präventiv auf mögliche Frustrationen oder Konflikte reagieren zu können. Dafür braucht es die nötigen Ressourcen.
Durch eine ganzheitliche Bildung, die über reine Wissensvermittlung hinausgeht und alle mit ins Boot nimmt, die zur Bildung beitragen können, die Persönlichkeitsentwicklung in den Mittelpunkt stellt, können wir nicht nur das Risiko von Vandalismus reduzieren, sondern auch die Jugendlichen auf ihrem Weg zu verantwortungsvollen und respektvollen Mitgliedern unserer Gesellschaft unterstützen. Davon bin ich überzeugt…Wie hiess es schon früher: Für die Erziehung eines Kindes braucht es ein ganzes Dorf…Bildungslandschaften sind die moderne Form dieses «Dorfes».
Béa Bieber, GLP